Zur Entstehung des Stücks – Interview

Das Interview mit Fabienne Pfyffer und Urs Bertschinger, die gemeinsam als die künstlerische Leitung für die Regensdorfer Musikwoche 2022 tätig sind.

Für die diesjährige Muwo habt ihr, die künstlerische Leitung, das Stück geschrieben. Hattet ihr freie Themenwahl?

Fabienne: Ja, das war schön und auch herausfordernd. Auf jeden Fall wollten wir etwas entwickeln, das mit Regensdorf zu tun hat.

Urs: Darum planten wir als Erstes einen längeren Spaziergang durch alle Dorfteile.

Wie ist dann die Geschichte mit dem Kiosk entstanden?

U: Viele Jahre reiste ich für die Chorproben mit dem Zug an und kaufte manchmal etwas Kleines am Kiosk beim Bahnhof. Nach meinem Umzug komme ich nun via Frankental mit dem Bus ins Furttal … Für unseren Dorfrundgang vereinbarten wir als Treffpunkt den Kiosk beim Bahnhof.

F: … und ich konnte diesen Kiosk einfach nicht finden! Der war nirgends mehr zu sehen.

U: Durch meinen neuen Reiseweg habe ich nicht mitbekommen, dass es diesen Kiosk nicht mehr gibt. Diesen Kiosk, der «plötzlich» nicht mehr da war, wollten wir in unser Stück einbauen – und er wurde sogar zur Hauptgeschichte.

F: Wir haben uns ja dann trotzdem noch gefunden, auch ohne Kiosk, und auf unserem Rundgang von Regensdorf via Altburg und Watt bis Adlikon die verschiedenen Dorfteile auf uns wirken lassen. Die Strafanstalt Pöschwies brachte uns auf den Arbeitstitel «Ausbruch».

Das Stück hat nun aber einen anderen Titel. Ist Ausbruch nicht mehr das Thema?

F: Ja und nein. Wir haben das Thema nun viel weiter gefasst und haben Figuren und deren Geschichten entwickelt, die uns interessieren und im weitesten Sinn mit Ausbruch zu tun haben. Ausbrechen hat viele Facetten …

U: Danach haben wir aus diesen kleinen Geschichten eine grosse gebaut. Als roter Faden diente uns da eben der Kiosk, der abgerissen werden soll.

Das Musical besteht aus Theaterszenen und Liedern. Wie seid ihr da beim Schreiben vorgegangen?

U: Wenn ich in einem solchen Projekt drin bin, kommen mir Melodien und dazu die Liedtexte in den Sinn, die ich jeweils sofort aufschreiben muss. Darum habe ich immer Notenpapier und eine Stimmgabel in meinem Rucksack.

F: Als wir dann die Szeneninhalte definierten, waren viele deiner Lieder schon da und wir konnten sie gleich mit einbauen. Einige Theaterszenen habe ich am Schreibtisch entworfen, andere habe ich mit den Schauspielenden zuerst improvisiert und erst dann verschriftlicht.

Also konntet ihr an der ersten Probe kein fertiges Skript verteilen?

F: Ja, einiges ist erst in der Probenarbeit entstanden oder noch angepasst worden. Die Spielenden sollen den vorgegebenen Text zu ihrem eigenen machen können, soweit das mit der Figur, die sie verkörpern, vereinbar ist. So haben wir das Skript erst nach den ersten Proben zusammengestellt.

U: Auch die Lieder waren noch nicht alle ganz fertig bei Probenbeginn. Aus den Melodieskizzen habe ich Chorsätze und Instrumentalteile entwickelt. Mit dem Chor habe ich dann diese ausprobiert und nochmals Anpassungen vorgenommen, zum Beispiel beim Salatlied.

Was war das Herausforderndste bei diesem Projekt?

U: Neben Corona sicher eine Geschichte von null auf zu entwickeln und diese dann in Text und Musik umzusetzen.

F: … und über diese lange Zeit, die seit der ersten Sitzung mit Erika und Peter vor zweieinhalb Jahren vergangen ist, dran zu bleiben und die Themen und Geschichten innerlich warm zu halten. Es brucht en lange Schnuf …

Und was ist das Highlight?

U: Für mich sind es all die freiwillig Mitwirkenden, im OK, auf der Bühne und alle Helfenden im Hintergrund. Vielen Dank. Ohne euch gäbe es dieses Jahr keine Muwo.

F: Da schliess ich mich total an! Von Anfang an war so viel Enthusiasmus und Teamgeist für dieses Projekt zu spüren. Diese Energie hat sich bis jetzt durchgezogen und mit dem Probebeginn noch vervielfacht. Das ist enorm schön und beflügelnd!